Mittelstand hält sich bei Mezzanine immer noch zurück

Göttingen, 14. November 2006 – Fragt man die mittelständischen Unternehmer in Deutschland, so ist das wichtigste Finanzierungsinstrument nach wie vor der Hausbankkredit. Trotz dringenden Eigenkapitalbedarfs halten viele Mittelständler Mezzanine und andere alternative Finanzierungsmodelle immer noch für nicht geeignet für ihr Unternehmen.

Zu diesem erschreckenden Schluss kommt eine Studie der Universität Augsburg, für die 2.000 Führungskräfte mittelständischer Unternehmen befragt wurden. Danach bleibt der Kredit der Hausbank das wichtigste Finanzierunginstrument, gefolgt von Gesellschafterdarlehen. Mit Mezzanine-Finanzierungen, z.B. Kapitalaufnahme durch die Ausgabe von Genussrechten, stillen Beteiligungen, Options- und Wandelanleihen, etc. haben die meisten Mittelständler keine Erfahrungen. So verwundert das Ergebnis der Umfrage nicht, dass rund drei Viertel der Befragten der Ansicht sind, Mezzanine Finanzierungen seien nur für größere Unternehmen attraktiv.

„Hier besteht ein gravierender Aufklärungsbedarf. Denn Mezzanines Kapital ist gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen interessant“ so Wirtschaftsanwalt Björn Katzorke aus der Kanzlei Dr. Werner, Dr. Gündel & Collegen aus Göttingen. „Jedes mittelständische Unternehmen gleich welcher Rechtsform kann Mezzanine-Kapital begeben.“

Das Spektrum bietet für jede Unternehmensgröße die passende Beteiligungsmöglichkeit. Während sich die großen Unternehmen über die Mezzanine-Programme der Banken und institutionellen Investoren finanzieren, ist dieser Weg für kleine und mittlere Unternehmen meist verschlossen. „Als Mezzanine-Kapitalgeber kommen aber nicht nur diese Kapitalgeber in Betracht, sondern auch Privatanleger“ erläutert Wirtschftsanwalt Katzorke. Hierbei wird der Mittelständler zum Initiator eines eigenen Anlageproduktes und verschafft sich so selbst den Zugang zum Kapitalmarkt. Mit einer Eigenemission außerhalb der Börse kann jedes Unternehmen um private Investoren werben. „Hier muss der Unternehmer lediglich Eigeninitiative und eine geschickte Marketingstrategie mitbringen sowie einen Verkaufsprospekt zur Aufklärung der Anleger erstellen, welcher von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zu genehmigen ist“ so Katzorke weiter.

Mit der Ausgabe von Genussrechten (oder als Wertpapier verbrieft von Genussscheinen) sowie stillen Beteiligungen stehen Finanzierungsinstrumente zur Verfügung, die den Unternehmer trotz der Beteiligung Dritter nicht in seiner unternehmerischen Selbständigkeit und Handlungsfreiheit einschränken.

Bei einer entsprechenden rechtlichen Gestaltung ist das Beteiligungskapital für das Emissionsunternehmen kein Fremdkapital und stellt deshalb keine Verbindlichkeit dar, welche die Eigenkapitalquote belasten bzw. verringern würde. Im Gegenteil, das Unternehmen erhält mit der richtigen konzeptionellen Gestaltung durch die Beteiligungsemission zusätzliches Eigenkapital bzw. Eigenkapitalersatz ohne Stimmrecht der Kapitalanleger, die in erster Linie ein Dividenden- und Gewinninteresse verfolgen. Sie erwarten für ihr Investment eine Rendite, die oberhalb konventioneller Anlagemöglichkeiten, aber deutlich unterhalb der Renditeerwartung institutioneller Beteiligungsgesellschaften liegt. Die Unternehmen werden diesen Anforderungen mit Blick auf den Kapitalzufluss jedoch nur zu gern entsprechen.

Und selbst für kleine Betriebe gibt es die Möglichkeit, sich im Rahmen einer nicht sehr aufwendigen „Friends-and-Family-Aktion“ über private Kapitalgeber zu finanzieren. „Kleine Mezzanine-Beteiligungen bis zu einem Emissionsvolumen von 100.000,- Euro können unkompliziert und ohne einen Verkaufsprospekt angeboten werden“ legt Katzorke da. „Mit diesen Angeboten werden meist unternehmensnahe Kreise wie Freunde, Verwandte, Mitarbeiter, Lieferanten, Geschäftspartner und insbesondere die Kunden des Unternehmens angesprochen und können so enger an das Unternehmen und die Firmenidentität gebunden werden.“

Mezzanine-Finanzierungen bieten dem kapitalsuchenden Mittelständler jeder Unternehmensgröße die passende Möglichkeit, seine Bilanz und damit auch seine Stellung am Markt zu verbessern. Angesichts des steigenden Eigenkapitalbedarfs (auch im Zuge von Basel II) wird die Zurückhaltung gegen-über dieser Finanzierungsform zukünftig wohl weiter schwinden.

14.11.2006:

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