Präsentismus-Prävention mit betrieblichem Gesundheitsmanagement: Aktiv am Arbeitsplatz - statt nur anwesend

Die Fehlzeiten der Arbeitnehmer senken, lautet seit jeher eines der Hauptziele des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Betrachtet man die jüngsten Statistiken, scheint die Mission erfüllt. Die Zahl der gelben Zettel auf den Schreibtischen der Personalchefs befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Doch eine andere Entwicklung trübt die vermeintliche Euphorie: Immer mehr Beschäftigte sind zwar anwesend, arbeiten jedoch nur mit einem Bruchteil ihrer normalen Leistungsfähigkeit. Präsentismus (lateinisch „praesens“: anwesend) heißt das Phänomen, das auf dem Vormarsch, aber in Deutschland noch relativ wenig erforscht ist. Eine Herausforderung für Unternehmen – und eine Aufgabe für das betriebliche Gesundheitsmanagement.

Sich krank schreiben lassen und zuhause die Grippe auskurieren, gilt mittlerweile schon fast als Unart. Schlimmer: Immer mehr Arbeitnehmer fürchten durch „Krankfeiern“, im Fachjargon auch Absentismus genannt, um ihren Job. Die Lösung liegt scheinbar auf der Hand. Egal wie krank (und wie ansteckend), man schleppt sich ins Büro. Knapp 80 Prozent der Beschäftigten in Deutschland sind während der vergangenen zwölf Monate mindestens einmal zum Arbeiten gegangen, obwohl sie krank waren. 50 Prozent sogar mehrfach. (Quelle: DGB-Index Gute Arbeit). Ganz nach dem Motto: „Koste es, was es wolle“. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Präsenz ohne Power verursacht bei Weitem mehr Kosten, als die Fehlzeiten. Und zwar fast dreimal so hohe, wie eine Studie des "Journal of the American Association" bereits im Jahre 2003 bestätigte. Nicht nur in den USA, wo bereits zahlreiche wissenschaftliche Studien vorliegen, bezeichnen Arbeitsexperten den Präsentismus als größten Produktivitätsverlust im Bereich Human Resources. Doch nicht allein die Kosten sind besorgniserregend. Präsentismus fördert die Entstehung von Krankheiten, beispielsweise den Burnout.

Wohlfühlen am Arbeitsplatz fördern
„Sowohl physische, als auch psychische und emotionale Komponenten spielen eine Rolle“, sagt Swen Grauer. Wer mit privaten oder beruflichen Problemen, Kopfschmerzen, einem Rückenleiden oder mit Ärger über das schlechte Betriebsklima am Arbeitsplatz sitzt, erbringe nur einen Bruchteil seiner normalen Leistung. Die momentane Wirtschaftslage lässt die Zahlen zusätzlich steigen. Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust etwa, fördert die psychische Belastung, verstärkt aber gleichzeitig die selbst verordnete, ausnahmslose Anwesenheitspflicht. „Durch den Präsentismus sind die Unternehmen gefordert“, sagt der Geschäftsführer der INTEGION GmbH. Gefordert, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass sie zu keiner Ursache für Präsentismus werden. Mit einem ganzheitlichen betrieblichen Gesundheitsmanagement können Unternehmen die Gesundheit, Leistungsfähigkeit genauso wie die Leistungsbereitschaft der Belegschaft dauerhaft erhalten und verbessern. Ausdauersport erhöht beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit, eine gesunde Kantinenkost und Ernährungsberatung helfen gegen Verdauungsbeschwerden. Spezielle Stress-, Zeit- und Selbstmanagement-Seminare fördern die Eigenorganisation, das Belastungspotential sinkt. Um dem Präsentismus effektiv zu begegnen, nennt Grauer zwei Dinge als entscheidend. Zum einen ist vor der Maßnahmenplanung und -umsetzung eine Ist- bzw. Bedarfsanalyse notwendig. Nur dann ist eine erfolgreiche Intervention möglich. Daneben sind alle Maßnahmen dauerhaft umzusetzen und in die bestehende Unternehmensstrukturen zu integrieren. Hier spielt die interne Kommunikation eine wichtige Rolle. Mitarbeiter, die informiert und in das Betriebsgeschehen einbezogen werden, haben mehr Vertrauen ins Unternehmen, was wiederum die Präsentismus-Zahlen senkt. Schließlich profitieren davon Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen. Die Arbeitnehmer von mehr Wohlbefinden und Lebensqualität am Arbeitsplatz, mehr Motivation und gezielten Präventionsprogrammen. Unternehmen verzeichnen einen überdurchschnittlichen Return on Investment (ROI), stärken ihr Image als fürsorglicher Arbeitgeber und beugen den Produktivitätsverlusten vor.