Hass auf jüdische Menschenrechtlerin

Nachdem die israelische Menschenrechtsanwältin Felicia Langer (79) vergangene Woche vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden war, erklärte sie: „Mein Einsatz für die entrechteten Palästinenser und für Frieden mit Gerechtigkeit betont die Universalität der Menschenrechte. Meine Lehre aus dem Holocaust bedeutet Menschlichkeit, Mitleid mit den Opfern und Ablehnung von Unrecht. Ich habe das Leid der Palästinenser und ihre unerträgliche Lage mit eigenen Augen gesehen und mit ihnen gelitten.“

Langer emigrierte 1990, nachdem sie fünf Jahre zuvor mit dem „alternativen Nobelpreis“ ausgezeichnet worden war, nach Deutschland. Sie war in Israel, wo sie sich viele Jahre als Rechtsanwältin für gefolterte Palästinenser eingesetzt hatte, vor Mordkommandos fanatischer Zionisten nicht mehr sicher. Und auch in der Bundesrepublik schlägt ihr Hass entgegen, weil sie auf israelische Menschenrechtsverletzungen aufmerksam macht. Sie berichtet: „Ich werde von Mitgliedern der jüdischen Gemeinden deshalb angegriffen.“ Dabei betont die Menschenrechtlerin stets, dass sie sich als israelische Patriotin fühle. Gerade weil sie ihr Land liebe, setze sie sich für die Gerechtigkeit ein.

Felicia Langer kam 1930 in Tarnow/Polen zur Welt. Nach dem deutschen Einmarsch floh die Familie in den Osten. Ihr Vater kam 1944 in der Sowjetunion um. Ihr Mann Moshe, den sie 1947 heiratete, hatte einen Leidensweg durch NS-Konzentrationslager antreten müssen. Gleichwohl hat sich Frau Langer mehrfach gegen den „betrügerischen Missbrauch der Schuldgefühle der Deutschen“ gewandt; israelische Politiker würden den Holocaust als „Deckmantel für die eigene Politik benutzen“. Warum sie ins deutsche Exil ging, begründete sie wie folgt: „Ich habe mich bewusst für Deutschland entschieden, weil ich verstanden habe, wie brutal und raffiniert Israel die Schuld der Deutschen ausnutzt.“

Doch inzwischen herrscht in der Bundesrepublik ein Zeitgeist, der jeden unerbittlich zum Feind erklärt, der sich nicht der verordneten politischen Korrektheit beugt. Und weil das auch Felicia Langer nicht tut, schützt sie auch nicht ihre jüdische Abstammung. Und so kam es zu einem Proteststurm gegen die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an sie. Vorneweg Dieter Graumann vom unvermeidlichen Zentralrat der Juden in Deutschland, der Langer als „militante und fanatische Israel-Hasserin“ beschimpfte. Auch das American Jewish Committee mit Sitz in New York mischte sich in diese innere Angelegenheit Deutschlands ein und forderte den Bundespräsidenten ultimativ auf, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Der Autor Ralph Giordano (86) drohte gar damit, seinen Verdienstorden an den Bundespräsidenten zurückzugeben, falls Felicia Langer ihren behalten dürfe; er könne nicht mit dieser Frau in einer Ordensreihe stehen. Die Frage ist allerdings, ob es nicht eher für die um Recht und Freiheit hoch verdiente Felicia Langer unzumutbar ist, mit so einem wie Giordano in einer Ordensreihe zu stehen.

Giordano kam 1923 in Hamburg als Sohn eines Musikanten mit Vorfahren aus Sizilien und einer jüdischen Mutter zur Welt. 1943 wäre er beinahe dem britischen RAF-Angriff auf Hamburg („Operation Gomorrha“) zum Opfer gefallen. Die Giordanos wurden dabei ausgebombt. Bis dahin durch „privilegierte Mischehe“ vor Deportation bewahrt, musste die Mutter ab 1944 mit der Verbringung in ein KZ rechnen. Die Familie verbarg sich. Nach Kriegsende hat sich Ralph Giordano entschlossen, in Deutschland zu bleiben, um sich „um Aufarbeitung und Erklärung der Dehumanisierung in Nazi-Deutschland zu bemühen“. Die „Aufarbeitung“ gestaltete sich so, dass er der KPD beitrat, also der Bewegung eines Stalin, der für viele Millionen Morde verantwortlich war.

Giordano war über ein Jahrzehnt für die KPD aktiv, auch noch nach ihrem Verbot, und brachte es zum Altonaer Stadtteilsekretär. Wegen illegaler KPD-Aktivität zu Gefängnisstrafe verurteilt, richtete er sich nach eigenem Bekunden hinter Gittern an einem Stalin-Bild auf, das er auf der Brust trug. Nach Abwendung von der (ohnehin nicht mehr existenten) KPD widmete er sich der Fernseharbeit und dem Zionismus. Für WDR und SFB drehte er rund 100 Filme, viele davon mit NS-„Bewältigung“ und Anklagen gegen die Deutschen, die angeblich nicht genug gesühnt und gebüßt und sich deshalb eine „zweite Schuld“ aufgeladen hätten.

In seinem Buch „Israel, um Himmels willen Israel“ (1991) bekundete er absolute Loyalität zum Staat Israel. „Zur Abwehr des Rechtsradikalismus“ forderte er 1992 die Juden in der Bundesrepublik auf, sich zu bewaffnen. Zur Wiedervereinigung sagte er, als die Mauer noch stand: „Die Summe meiner Erfahrungen ist zu sehr von der Kontinuität des hässlichen Deutschen geprägt, als dass mir diese Vorstellung nicht kalte Schauder den Rücken herunterlaufen ließe.“


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