Wie verhindert man eine Bankenkrise?

(von Alexander Mostafa – OPTIMUS Redaktion) Noch heute sind die Auswirkungen der Finanzkrise von 2007 deutlich spürbar. Der Zusammenbruch von Lehman Brothers und anderen großen Banken erschütterte das globale Wirtschaftssystem in seinen Grundfesten. Staatliche Eingriffe in den Finanzmarkt wurden nötig und die Debatte rund um nationale und internationale Regulierungen, Kontrollsysteme und die soziale Verantwortungen von Banken schallte in Form emotionaler Ausrufe aus allen medialen Kanälen.
Die Frage, wie mit „entfesselten Finanzmärkten“ und „gewissenlosen Brokern“ verfahren werden solle, ließ die Gemüter aufschäumen und die Anleger um ihre Einlagen fürchten.
Das die Diskussion hitzig und mitunter brühend-heiß geführt wurde, ist - besonders aus wissenschaftlicher Sicht - mit Vorsicht zu genießen. Fehlt es der Berichterstattung an Objektivität und gebührender Emotionslosigkeit, werden Sachverhalte durch Einzelschicksale getrübt, so birgt fehlende Distanz stets die Gefahr von Fehlinformationen und Panikmache.
Wie man das aufgeladene Thema aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive angeht, führt Dr. Tim Dabringhausen in seiner Dissertation „Bankenkrisenökonomie – Entstehung, Verlauf, Vermeidung und Verwaltung von Bankenkrisen“ vor. Mit ruhiger und wohlinformierter Stimme geht der Dipl.-Volkswirt ganz dem Titel seiner Arbeit folgend auf zentrale Aspekte des Phänomens ein. Vor einem Gerüst aus wirtschaftswissenschaftlicher Theorie erklärt Dabringhausen, wie es zu Bankenkrisen kommt und wie diese verlaufen können. Ergänzt und veranschaulicht wird die Theorie anhand von Fallbeispielen aus der Wirtschaftsgeschichte. Die insgesamt fünf ausgewählten Bankenkrisen der 1980er und 90er Jahre in den USA, Norwegen, Schweden, Finnland und Japan illustrieren das Thema und akzentuieren unterschiedliche Aspekte, die zuvor im Theorieteil der Arbeit erklärt wurden. Ohne explizit auf die Finanzkrise von 2007 einzugehen, werden zahlreiche Parallelen zwischen den früheren und der letzten Finanzkrise deutlich.
Im daran anschließenden dritten Teil werden Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte endgültig zusammengeführt und die Ergebnisse der Untersuchung abschließend dargestellt. Dabringhausen findet in seiner Schlussbetrachtung somit Antworten auf die Fragen, wie Bankenkrisen entstehen und verlaufen, sowie vermieden und gemanagt werden können. In diesem Zuge gelingt es ihm zwei zentrale Prinzipien eines neuen Rahmenwerkes des Bankgeschäftes abzuleiten. namentlich sieht er diese in der Aufsicht des Bankgeschäftes und der Haftung der Interessengruppen der Banken.
Die Herleitung dieser Ergebnisse und Handlungsvorschlägen für den Finanzmarkt erfolgt dabei gut formuliert und sorgfältig recherchieret. Wer also den Emotionen überdrüssig ist und ein wirtschaftswissenschaftliches Erklärungsmodell der Bankenkrisen näher betrachten möchte, ist mit der Arbeit von Dabringhausen richtig gerüstet.
Die Dissertation wurde 2013 an der Georg-August-Universität Göttingen eingereicht und erfreut sich somit höchster Aktualität, da nicht nur theoretische und historische Perspektiven in den Blick genommen werden, sondern auch Bezug zur jüngsten Geschichte der Bankenkrisen genommen wird und der aktuelle Forschungsstand stets berücksichtigt wird.