Beim betrieblichen Gesundheitsmanagement gibt's Unterschiede: KMUs brauchen deutlich andere Angebote als Großunternehmen

2016 geht das neue Präventionsgesetz an den Start: Es rückt die Betriebliche Gesundheitsförderung (Pflichtleistung) und das Betriebliche Gesundheitsmanagement (freiwillige Leistung) in die Öffentlichkeit und in das breite Bewusstsein der Akteure. Dabei werden gerade die kleineren Betriebe von der Politik in der Öffentlichkeit häufig in die Ecke der "Unterlasser" gedrängt. Ignoriert wird dabei regelrecht, dass Unternehmen je nach Größe deutlich unterschiedliche Anforderungen an das Thema „Gesundheit im Betrieb“ (Firmengesundheit) haben: In Deutschland gibt es rd. 3,71 Mio. Unternehmen, davon beschäftigen nur etwa 13.000 Unternehmen mehr als 249 Mitarbeiter.

Der Rest von 3,7 Mio. Betrieben, häufig auch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) genannt, beschäftigen deutlich weniger Mitarbeiter. Insgesamt arbeiten immerhin rd. 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in KMU. Allein über 3,3 Mio. Unternehmen beschäftigen weniger als 10 Mitarbeiter, weitere rd. 260.000 Unternehmen beschäftigen zwischen 10 und 49 Mitarbeiter und knapp 57.000 Unternehmen zwischen 50 und 249 Mitarbeiter. Letztendlich haben nur 60.000 Unternehmen mehr als 100 Mitarbeiter. Und die meisten BGF-Pflichtangebote der gesetzlichen Krankenkassen fokussieren nur diese Gruppe.

Den kleineren 3,7 Mio. Betrieben halfen diese Angebote noch nie: Sie konnten wg. zu geringer Belegschaften aus Datenschutzgründen beim Einsatz von Gesundheitsfragebögen nie mitmachen. Zudem stehen sie auch vor anderen Herausforderungen: Während die Großunternehmen z.B. ihre Produktion in das Ausland verlagern können, seit Jahrzehnten die Möglichkeiten haben billigere Anlernkräfte mit Hilfe einer lautstarken Lobby aus dem Ausland anzuwerben - da kommen gehaltsmäßig 2-3 bis 30Jährige Ausländer auf einen teuren Inländerin Alter von 50 Jahren (Quelle: Compensation-online) - und von der Rente mit 63 nunmehr zusätzlich kostenseitig entlastet werden, müssen die KMUs ihre Schlüsselkräfte und meistens darunter auch die Inhaber bis zu einem Alter von 65, 67 oder 70 zwangsweise „halten“.

Da ist dann ein ganz anderes Angebot für „Gesundheit im Betrieb“ notwendig. Beispielsweise das Lösen von aktuellen Brennpunkten und kein Zumba-Kurs für 30Jährige wie bei z.B. von Versorgerkassen organisierten und medienwirksam in Szene gesetzten Gesundheitstagen in Großunternehmen.

Vor dem Hintergrund ihrer Online-Umfrage bei Gesundheitsanbietern („Produktivitätsfaktor Gesundheit: Märkte, Trends und Potentiale für Prävention, individuelle und betriebliche Gesundheitsförderung“) haben die Experten der dostal & partner management-beratung gmbh, Vilsbiburg, die tatsächlich relevanten BGM-Anbieterbranchen abgeleitet. „Bei den etwa zehn Anbieterbranchen Firmengesundheit sieht man schnell,“ so der Chef der Beratungsfirma Adrian W.T. Dostal, „dass für die Krankenkassen selbst bei den kleineren Betrieben kaum ein Angebot plazierbar ist, allenfalls der einer Organisationsplattform für mittelgroße Betriebe. Ansonsten müssen die Kleineren die entsprechenden Gesundheitsanbieter aus diesen Branchen in ihrer Region selbst suchen und finden.“ Allerdings, so die Vilsbiburger Experten, müssen sich diese Anbieter aus dem Zweiten Gesundheitsmarkt mehr als bisher vernetzen um von ihren potentiellen betrieblichen Kunden überhaupt wahrgenommen zu werden. Hier sind die Versorgerkassen dann häufig im Vorteil: Um sie scharen sich häufig die einzelnen Gesundheitsanbieter.

Die großen Unternehmen präferieren dagegen, so die Studie der Vilsbiburger, den Einstieg über ein gesamthaftes BGM-Konzept, i.d.R. in der Zusammenarbeit mit Krankenkassen. Dies überrascht kaum, da in diesen Unternehmensgrößen per se häufiger langfristige Konzepte das unternehmerische Handeln bestimmen. Hier sind als Einstiege auch Einzelprojekte zur Sensibilisierung des Führungskreises der Firmen und zur Mobilisierung der Belegschaften unter den Top 3. Bei den Motiven liegt die „Reduzierung der Arbeitsunfähigkeitszeiten“ auf Platz 1, die Kleinstunternehmen setzen dagegen das Motiv „Beitrag zum Risikomanagement“ an die erste Stelle. Auch das zweitwichtigste Motiv bei Betrieben ab 100 Mitarbeitern, das „Steigern der Attraktivität als Arbeitgeber“ (Man will eben beim „War of talents“ beim Nachwuchs punkten), spielt bei ihnen überhaupt keine Rolle. Weitere Informationen unter www.dostal-partner.de