Nach CSU-Wahlniederlage feiern Katholiken und Protestanten Tag der Engel

Vor ein paar Jährchen habe ich am Starnberger See neben einem wieder geborenen Erzengel gesessen. Michael nannte er sich und hatte angeblich die Aufgabe, nicht nur die Neuapostolische Kirche zu reformieren, auch das Ende der Welt stand wieder einmal so unmittelbar bevor, dass nicht mehr viel Zeit blieb, um die Menschheit auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten.

Michael ist für gläubige Christen der wichtigste Engel, laut Johannes-Offenbarung besiegt er den Teufel und wird zum Erzengel erhoben. Vorher fegt Satan als Drache ein Drittel der Sterne vom Himmel und jagt eine Frau, die ein Kind mit einer wichtigen Aufgabe geboren hat. Da der Teufel weder das Kind noch diese Frau vernichten kann, wächst seine Wut.

Diese biblische Geschichte ist geheimnisvoll, rätselhaft bleibt zudem, wie jemand am Starnberger See auf die Idee kommen kann, dieser Erzengel zu sein. An Engel glauben jedoch viele. Wie oft hören wir den Satz „Du musst einen Schutzengel gehabt haben.“ Für die katholische und die evangelische Kirche ist das ein Grund zum Feiern. Die Katholiken begehen heute das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael, die Protestanten den Tag des Erzengels Michael und aller Engel.

Tröstlich kann der Gedanke durchaus sein, dass es Wesen gibt, die auf uns achten. Allerdings ist diese Annahme inzwischen ziemlich irdisch geworden. An Autobahnraststätten treffen wir „gelbe Engel“, so mancher Ehemann hat zumindest eine Zeitlang einen zuhause, werden wir angenehm überrascht, sagen wir schon einmal: „Du bist ein Engel.“

Ein paar Götterboten sollte man jetzt nach Bayern schicken, denn die CSU braucht Trost, der von der Gabriele Pauli nicht zu erwarten ist. Die hat den scheinbar ewig Alleinregierenden so viele Stimmen abgejagt, dass so manches CSU-Mitglied nun wohl ganz katholisch denkt, bei dieser Wahl müsse es mit dem Teufel zugegangen sein, den man bislang in den Reihen der SPD, der Linken und der Grünen vermutet hat.

Die Johannes-Offenbarung schweigt sich dazu aus, aber nicht unsere Bundeskanzlerin. Gleichsam wie ein Racheengel fordert sie von der Schwesterpartei eine Wählerinnen- und Wähler-Rückholaktion, damit es nach der Bundestagswahl mit der schwarz-gelben Koalition klappt. Dafür würde sie auch Erwin Huber aus dem C-Parteihimmel werfen und Horst Seehofer mit einem flammenden Schwert ausstatten,, damit er dazwischen fahre in dem Hühnerhaufen, der um die 43-Prozent-Marke herumflattert, als stünde wieder einmal der Weltuntergang unmittelbar bevor…

Ein aktueller Beitrag für www.onlinezeitung24.de und www.szenewilhelmshaven.de


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