5fotografen5tage „Wo ich heute bin, kannst Du morgen nicht mehr sein." - Vernissage

6 aufeinanderfolgende Ausstellungen. 10 Fotografinnen und Fotografen. 1 Ort.

14.September 2011 bis 18.Oktober 2011.

Pressetext

FILIPPO ZAMBON & CHRISTIAN HERRNBECK

Vernissage: Mittwoch, der 14.09. 2011, 19.00 Uhr Finissage: Sonntag, den 18.09.2011, 19.00 Uhr

Filippo Zambon wurde 1981 in Florenz geboren und lebt heute in Helsinki, wo er an der Kuvataideakatemia Fotografie studiert. Zambon sieht sich selbst in der Tradition der “Humanistischen Fotografie”. Ihm geht es darum, Geschichten zu erzählen über jene Menschen, die an den Rändern der Gesellschaft leben. Dieses Erzählen steht für ihn in Opposition zu Versuchen objektiver Dokumentation. Im Erzählen vollzieht sich der Übergang von Dokumentarfotografie zu einer Mischung aus Kunst, Anthropologie und Journalismus. Bilder, Texte und kleinere Gegenstände, die mit den dargestellten Menschen in Beziehung stehen, verbinden sich in der Präsentation zu Collagen.

Die Ausstellung zeigt zwei Projekte des Fotografen. “The Gang of Kathmandu” (2010) ist eine Serie über Straßenkinder, die
ihm erlaubten, sie für längere Zeit auf ihren Wegen durch die Stadt zu begleiten. Sie gehen ihrer Arbeit nach und bekämpfen ihre Ängste durch das Schnüffeln von Klebstoff. Zambon beeindruckte vor allem „ihre gegenseitige Solidarität und Brüderlichkeit; meine Arbeit ist eine Hommage an diese Kinder und ihre Freiheit.”
Das Projekt “On the Road” hingegen bezieht sich auf eine persönlich empfundene innere Freiheit. Als 18-Jähriger erkundete Zambon mit zwei Freunden wochenlang sein Heimatland Italien. Keiner von den Dreien hatte eine Kamera dabei. Seit einigen Jahren sucht Zambon mit seinen Freunden immer wieder Orte auf, an denen sie damals waren. Diesmal ist die Kamera dabei. “Es stellte sich schnell heraus”, so Zambon, “wie schwierig es ist, eine visuelle Sprache zu
entwickeln, die die damaligen emotionalen Erfahrungen darstellen kann.”

Christian Herrnbeck wurde 1966 in München geboren und lebt heute in Berlin. Sein fotografisches Interesse galt ursprünglich der Architektur. Begegnungen mit Menschen, Landschaften und Geschichten veränderten seine Themen.Herrnbecks Zugang zur Fotografie ist in der Präsentationsform ablesbar. Es sind in der Regel drei Bilder, die durch Aneinanderreihung in einen unmittelbaren Zusammenhang gestellt werden. Der Titel jeder Reihe wird auf einer vierten Fläche benannt, die einen gleichwertigen, sprachlichen Teil der Reihe darstellt. Damit wird das fotografische Bild grundsätzlich als kontextbezogen und kontextabhängig vorgestellt. Den Kontext bilden sowohl andere Bilder als auch textuelle Kommentare. Das mehrteilige Präsentationskonzept wirkt wiederum auf Herrnbecks fotografisches Praxis zurück: Der Entscheidung für ein bestimmtes Motiv folgt die
Suche nach ergänzenden Bildern.Die gezeigten Bildreihen stammen aus verschiedenen fotografischen Projekten.Einige entstanden 2003 in Belgrad, Serbien und 2010 an unterschiedlichen Orten des Kosovo. Sie zeigen Lebensbedingungen von Roma, für welche die 2002 und 2010 abgeschlossenen Rückführungsabkommen mit den jeweiligen Ländern eine
besondere Härte darstellen, da die Roma in ihren Heimatländern nach wie vor zu den verfolgten Minderheiten gehören. Andere Bildreihen sind auf die Fotografie selbst bezogen. „Die Auswahl“, so Herrnbeck, „stellt den Versuch dar, auf die Themenvorgabe des Ausstellungsprojektes zu antworten“; eine erzählende Fotografie, die das Potential hat, sich selbst zu reflektieren.

5fotografen5tage
"Wo ich heute bin, kannst Du morgen nicht mehr sein."

Idee

Gedacht wird Fotografie als das Festhalten eines flüchtigen Momentes, der zum Zeitpunkt seiner Entstehung bereits Vergangenheit ist. Eine Fotografie verweist sowohl auf ein aufgenommenes Objekt als auch auf historische und soziale Umstände, die technischen Bedingungen der Aufnahme, unterschiedliche fotografische Traditionen und die Ikonographie ihres eigenen Mediums. Sie isoliert damit nicht nur ein Ereignis, einen Gegenstand und einen Moment aus seiner Zeit
und seiner Umgebung, sondern schafft auch etwas Neues: Die Möglichkeit eines Spannungsfeldes zwischen Betrachter und Abbildung, in dem etwas weitergeben,bewahrt, bezeugt oder in Frage gestellt wird. Jedes Eintreten in dieses Spannungsfeld ist eine Form des Erzählens.
Gesucht wurden fotografische Beiträge, die sich unter einem Begriff von Autorenfotografie fassen lassen: Sie beziehen sich auf Momente im Raum und in der Zeit und sie erzählen von Themen, die nicht den Regeln und der Auswahl von Auftraggebern unterworfen sind. Sie zeugen von dem Bedürfnis der eigenen Annäherung, eines eigenen subjektiven Zugangs. Sie wagen einen Beginn, ohne dass sie das Ende der Erzählung zu diesem Zeitpunkt bereits mitgedacht haben und knüpfen damit an die Tradition des Essaywritings an. Sie wagen zu scheitern.

Adresse:
Schererstr.9
13347 Berlin

Tel.: 0163 - 1979100
E-Mail: 5fotografen5tage@gmail.com
www.5fotografen5tage.de

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