Die grunzenden Rufe der Flusspferde hallen weit im Liwonde Nationalpark

Afrika.Malawi.malawi-tours.net
Die grunzenden Rufe der Flusspferde hallen weit im Liwonde Nationalpark. Er ist der Laufsteg der malawischen Tierwelt

Auf dem Weg in den Süden von Malawi weht uns der warme Wind des ursprünglichen Afrika entgegen. Es wird zusehends flacher. Bucklige Zeburinderherden weiden auf frischem Steppengras am Straßenrand. Viehhirten dösen unter gewaltigen schattigen Mangobäumen. Grasbedeckte Lehmhäuser, kunstvoll verzierte Ziegenställe und rund geflochtene Erntespeicher. Gut gelaunt und sangesfreudig stampfen Frauen in wuchtigem Rhythmus die Maiskörner für ihr „Nsima“, den heiß begehrten, dicken, weißen Maisbrei, der landesweit die Mägen füllt. Man isst ihn mit den Händen. Nein, touristisch überlaufen wirkt Malawi wirklich nicht. Auf den ersten Blick wirkt die Gegend eher wie ein bewohntes Freilichtmuseum.

Am nächsten Tag steuern wir auf dem Shire Fluss dem Mvuu Camp im Liwonde Nationalpark entgegen, das am bequemsten auf dem Wasserweg zu erreichen ist. Der Bug des Außenborders schneidet durch das tiefblaue Wasser. Immer wieder kreuzen Flusspferde unseren Kurs. Ihre Köpfe tauchen unvorhersehbar auf. Laut schnaubend bläst ein Tier Wasser aus seinen Nüstern, um danach rasch wieder abzutauchen. Krokodile verlassen die Ruhe der Sandbänke und richten sich im Wasser aus. Über zwanzig zählen wir von unserem schwankenden Boot aus, mit viel Respekt vor diesen urtümlichen Reptilien.

Am Abend erreichen wir das Mvuu Camp. Es ist passend in die Landschaft integriert und bietet geräumig Platz für unser Nachtlager. Wir liegen im Zelt und lauschen der pechschwarzen afrikanischen Nacht: Grillenzirpen, Vogelschreie, Insektensummen, Froschquaken und Hyänengeheule in nicht allzu weiter Ferne. Noch müde von der Anreise schlafen wir bald in den Safari Zelten ein. Doch langsam bohrt sich ein Geräusch in den Schlaf, mischt sich in den Traum und weckt uns schließlich. Ein sich näherndes schleifendes Geräusch, es wird lauter, sogar der Boden beginnt leicht zu beben. Dumpfe, schwere Schritte bewegen sich immer deutlicher auf uns zu. Der inzwischen aufgegangene und hell scheinende Mond wird plötzlich von einem riesigen Schatten aus unserer nächsten Nähe verdunkelt. Ein Traum? Wohl kaum, unser malawischer Reisebegleiter Thoko lacht laut und ruft: „hippo, hippo“. Im Halbdunkeln trottet gemächlich ein Flusspferd an unserem Zelt vorbei und taucht dann ein, in das Grau des lichten Waldes. Es ist 4.00 Uhr nachts und wir bekommen kein Auge mehr zu. Doch bald erhellt das Lager am Ufer des Shire Flusses. Es raubt uns den Atem, dass nach unserer nächtlichen Begegnung der gewaltige Flusspferdbulle ein erholsames Plätzchen in unserer Nähe fand. Beim Kampf mit einem Nebenbuhler hatte er sich an der Schulter verletzt und ließ sich ermattet auf einem Sandhaufen nieder. Nun im Morgenlicht, trauen wir uns bis auf ein paar Meter an ihn heran. Das geruhsame Tier öffnet plötzlich seine kullerrunden Augen und schreckt fast polternd auf. Keinen Schritt näher wagen wir uns heran. Aber der Koloss zieht mit erstaunlicher Beweglichkeit die Flucht dem Angriff vor. Flink tritt er den Rückzug ins an und gleitet ins nahe gelegene Wasser ab. Übrig bleiben nur noch aufsteigende, rasch zerplatzende Blasen an der Wasseroberfläche und unser Schrecken. Das Mvuu Camp („Mvuu“ heißt in der Landessprache Chechewa „Flusspferd“) liegt an den Sandbänken des Shire Flusses und ist ein guter Tipp für Naturbegeisterte und Abenteuer liebende Afrika-Freunde.

Insgesamt unterhält Malawi fünf Nationalparks, davon ist der Liwonde Park der Laufstege der malawischen Tierschau. Impalas, Kudus, Wasserböcke, Warzenschweine, Schakale, Hyänen, Elefanten, Spitzmaulnashörner, Exen, Hornraben und Kormorane haben hier ihre Heimat. Vom Frühstückstisch aus lassen sich Wasservögel, Krokodile und Flusspferde bestens beobachten. Hier ist ganz das Afrika, wie wir es aus Filmen kennen. Heute sind wir aber mit unserem Boot anderen grauen Riesen auf der Spur. Nach zwanzig minütiger Fahrt flussabwärts werden wir fündig: es kracht und trompetet am Ufer vor uns. Riesige Vögel, die unter Getöse aus dem Gebüsch auffliegen erschrecken uns fast zu Tode. Etwa 40 Elefanten brechen sich durchs Schilf die Bahn zum Wasser, die Ohren gegen uns gerichtet. Vorsichtig nähern sich die tonnenschweren Vegetarier, bis sie feststellen, dass wir keine Bedrohung für sie bedeuten. Die sich tummelnde lautstark planschende Elefantenherde bietet ein faszinierendes Schauspiel, bei dem auch die jüngeren Tiere heftig zur Sache gehen. Unser schmales Boot wackelt heftig unter dem Fotogewitter.

Auch wenn die Tierbeobachtung mit an oberster Stelle der Wünsche des Besuches steht, lassen sich eine Vielzahl unbekannter Pflanzen im Park entdecken. In dieser nahezu im Urzustand belassenen spektakulären Gegend ruhen, neben zehn Meter hohen Kandelabereuphorbien, zahlreiche mächtige, alte Affenbrotbaumriesen. Nur allzu oft erinnern die mächtigen Rundgewächse an unheimliche und märchenhafte Gestalten.

Von Heiner Kamphausen www.malawi-tours.net, info@malawi-tours.net


Über Heiner Kamphausen