Bewertung: „Mangelhaft“ – Deutsche Bildungspolitik im internationalen Vergleich

2. November 2012. Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kommt zu einem enttäuschenden Ergebnis der deutschen Bildungspolitik. Dass in 26 OECD-Ländern mehr Menschen einen akademischen Abschluss machen als in Deutschland, ist ein Armutszeugnis für die deutsche Bildungspolitik, sagt Philipp Wolfgang Beyer, Mitglied im Bundesvorstand der Partei DIE FREIHEIT.

Im internationalen Bildungsvergleich steht Deutschland schlecht da. In einer Studie der OECD landet die Bundesrepublik auf einem der letzten Ränge. Für Philipp Wolfgang Beyer ist dies nicht verwunderlich: „Gute Bildung ist teuer. In Deutschland wird für Bildung gerade mal ein Zehntel der Gesamtausgaben gezahlt. Damit liegen wir auf dem 28. Platz. In China, Norwegen und sogar in Korea investiert der Staat mehr als 15 Prozent seiner Gesamtausgaben in die Bildungssysteme, in Mexiko sind es sogar über 20.“

Eigene Bildungsberichte nicht besser als die Pisa-Studien

Die Kultusminister der Länder werden diese Nachrichten nicht gerne hören. Sie hatten sich darum bemüht, dass in Zukunft keine Pisa-Vergleiche unter den Ländern mehr möglich sind. Die eigenen Berichte indes sind aber nicht besser. Zwar dokumentiert der Bundesbildungsbericht, dass es in Deutschland immer mehr Abiturienten und Studenten gibt, aber er zeigt auch deutlich, dass rund 20 Prozent der Kinder von solchen Bildungschancen ausgeschlossen sind. „Das deutsche Bildungssystem unterscheidet somit zwei Klassen“, sagt Beyer. „Da gibt es die bürgerlichen Schichten, die aus dem Pisa-Schock ihre Lehren gezogen haben und ihre Kinder vermehrt auf Privatschulen schicken; aber es gibt auch die sozial Benachteiligten.“

Lichtblick Frauenquote

Wenigstens in den naturwissenschaftlichen Bereichen gibt es Positives zu vermelden: Der Frauenanteil ist in Deutschland in den Jahren zwischen 2000 und 2009 um mehr als zehn Prozentpunkte gestiegen. Dafür gab es Lob von der OECD. „Im Vergleich zu den anderen Ländern der OECD-Studie ist der Anstieg der Frauenquote aber nichts anderes als eine Annäherung an den Durchschnittswert“, relativiert Philipp Wolfgang Beyer. „Insgesamt können wir mit dem Ergebnis der Studie nicht zufrieden sein. Sie zeigt deutlich, dass die Offensive ‚Bildungsrepublik’ von Bildungsministerin Annette Schavan bloßes Wunschdenken ist.“

DIE FREIHEIT sieht sich bestätigt
Deutschland galt einst als Land der Dichter und Denker. Betrachtet man die aktuelle OECD-Studie, so scheinen diese Zeiten längst vorbei zu sein. Beyer: „Deutschland ist eine Kulturnation. Jeder muss das Recht auf gleichwertige Bildung haben, egal in welchem Bundesland er wohnt. Wir wollen ein bundeseinheitliches Bildungssystem, mit Höchststandards. Sozialdemokratische Bildungsexperimente auf Kosten der Zukunft unserer Kinder lehnen wir ab. Außerdem wollen wir, dass deutlich mehr Geld in die Bildung fließt.“ Dass Bildung in Deutschland nicht einheitlich ist, zeigt die aktuelle bundesweite Bildungsstudie des Grundschulleistungsvergleichs. Wie bei fast allen Schulvergleichen sind die „Südstaaten“ der Republik Spitzenreiter unter allen 16 deutschen Ländern; die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen belegen dagegen bedauerlicherweise die letzten Plätze. Beyer zufolge ist es bezeichnend, dass vor allen die traditionell sozial-demokratisch regierten Länder im Schulvergleich immer wieder durchfallen.