Faszientraining - Trainingsprinzipien, Anwendung im Team- und Ausdauersport

Neben Schmerzen melden die Sinnesorgane unseres Bewegungsapparates viele weitere Informationen an unser Nervensystem, das dann steuernd einwirken kann. Galten früher die Muskeln- und Gelenkrezeptoren als sinnesmeldende Strukturen, sind nach neuesten Erkenntnissen die Faszien ebenso stark in die Wahrnehmung von Spannungsempfinden der Muskulatur und der Wahrnehmung von Gelenkpositionen integriert, da in ihnen wesentlich mehr Sinnesrezeptoren zu finden sind als in den vorgenannten Strukturen. Vor allem ist es dem Fasziensystem möglich, dieses Empfinden einzelner Muskeln und Gelenke mit benachbarten Muskeln und Gelenken zu integrieren. Das rührt daher, dass Faszien immer eingebettet sind in komplette Zuglinien, die weite Teile des Körpers miteinander verbinden. Das Fasziensystem dient als komplexes Sinnesorgan für Steuerung und Wahrnehmung des Körpers in Ruhe und in Bewegung. Unser Fasziensystem vermittelt uns also wesentliche Wahrnehmungen unseres Körpers und ist damit auch für ein angenehmes oder unangenehmes Körpergefühl verantwortlich. Besonders interessant erscheint vor diesem Hintergrund auch die Tatsache, dass die Wahrnehmungen von Schmerz und Spannungs- beziehungsweise Körpergefühl im gleichen System quasi parallel stattfinden und dominante Meldungen nie gleichzeitig gesendet werden. Daraus ergibt sich der Schluss, dass eine gut ausgebildete Körperwahrnehmung der beste Schutz gegen die Wahrnehmung von Schmerzen darstellt. Beide Wahrnehmungen verhalten sich dabei wie Wasser und Öl zueinander und verdrängen sich gegenseitig.

Faszientraining
Physiologische Grundlagen, Trainingsprinzipien, Anwendung im Team- und Ausdauersport sowie Einsatz in Prävention und Rehabilitation
Frank Thömmes
Stiebner Verlag

http://www.new-ebooks.de/ebooks/19350

Das klassische kinesiologische Modell, nach dem Muskeln über einen Ansatz und einen Ursprung an verschiedenen Knochen verfügen, über den die Bewegung eines Gelenks bewerkstellig wird, negieren die Tatsache, dass die Kraftwirkung eines Muskels über das Fasziennetz nie punktuell wirkt, sondern immer über eine breite Fläche auch zu benachbarten Muskeln oder Muskelgruppen verteilt wird. Die meisten Muskeln übertragen einen nicht unerheblichen Teil ihrer entwickelten Zugwirkung beziehungsweise Spannung auf weite Faszienflächen und wirken damit auch weit entfernt von ihrer Ursprungskraft. Diese Zugwirkung, die von mehreren Richtungen beziehungsweise Muskeln her erfolgen kann, bildet am Körper typische Linien, die sogenannten Myofascial Lines. Diese Zuglinien entlang der beteiligten Muskeln können Kräfte über die gesamte Körperlänge verteilen.
Dieser Ansatz verdeutlicht auch, dass Beschwerden fern des Ortes ihrer Entstehung auftreten können und die Behandlung des Schmerzortes nicht immer die sinnvollste Alternative darstellt, sondern eine eher komplexe Sichtweise der Funktionalität dieser Linie begutachtet werden sollte. So können auch weit entfernte Muskelareale die Funktionalität eines Gelenks beeinflussen.
Myofasziale Linien finden sich in verschiedenen Regionen des Körpers und wirken bis hin zu den einzelnen Zellen.

new-ebooks
Dresden


Über Erhard Coch

Vorname
Erhard

Nachname
Coch

Adresse

Berlin

Homepage
http://www.new-ebooks.de

Branche
Erhard Coch ist Autor verschiedener Bücher und Essays.