Orte der Genese von Wissenschaften und Künsten um 1750

Eine Störung zu bemerken heißt, etwas angefangen zu haben. Wenn der »Dicke« in Franz Kafkas Beschreibung eines Kampfes sagt: »Die Landschaft stört mich in meinem Denken«, dann gibt er die Landschaft als einen Schauplatz aus, an dem das Denken für einmal nicht sein Denken gewesen und ein ›Ich‹ in Frage gestanden ist – wobei der erneute Einsatz zum Denken sich immer schon vollzogen hat, soll die Störung selbst bemerkt worden sein. Warum die Rede von einem Schauplatz und woher die Störung? Die Landschaft, so der Dicke weiter, »›[…] ist schön und will deshalb betrachtet sein‹ / ›Ich schließe meine Augen und sage: Du grüner Berg am Flusse, der du gegen das Wasser rollendes Gestein hast, du bist schön. / Aber er ist nicht zufrieden, er will, daß ich die Augen zu ihm öffne.«
Nicht so sehr die Anthropomorphismen sind störend als vielmehr der Befund des Schönen.

Schauplatz ´ Landschaft
Orte der Genese von Wissenschaften und Künsten um 1750
Thomas Forrer
Wallstein Verlag

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Wird die Rede nämlich mit geschlossenen Augen formuliert, unterhält sie eine Differenz zwischen Denken und Dingen, und so bedient sie eine Ökonomie der Zeichen und der Gedanken, welche die Abwesenheit der sichtbaren Dinge voraussetzt.
Der Befund des Schönen indes, hier selbst ein Gedanke, kündigt die Einbruchstelle dieser blinden Ordnung an, denn was schön ist, fordert zum Hinschauen auf.


Über Erhard Coch

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Erhard Coch ist Autor verschiedener Bücher und Essays.