Verlag Ferdinand Schöningh

Eine SS-Karriere zwischen Nervenklinik, KZ-System und Waffen-SS: Theodor Eicke

Vom 24. März bis zum 3. Juni 1933 befand sich unter der Nummer 1098 ein 40-jähri-ger Mann aus Ludwigshafen als Schutzhäftling »zur Beobachtung« in der Universitäts-Nervenklinik in der Würzburger Füchsleinstraße. In der »Krankengeschichte« füllte der behandelnde Stationsarzt die Spalte Beruf folgendermaßen aus: »ohne / SS. Oberführer«. Bei dem Patienten handelte es sich um den fanatischen Nationalsozialisten Theodor Eicke, bei dem Arzt um den ehrgeizigen, gerade 31-jährigen Privatdozenten für Psy-chiatrie und Neurologie, Dr. Werner Heyde. Eicke sollte in den kommenden Monaten und Jahren als Kommandant des KZ Dachau, als Inspekteur der Konzentrationslager und als einer der Mitbegründer der Waffen-SS furchtbare Berühmtheit erlangen, Heyde als medizinischer Leiter des »Euthanasie«-Programms T4 mitverantwortlich für die Ermordung von über 100.000 Menschen werden. Wäre Eicke nicht im Februar 1943 an der Ostfront gefallen, hätte...

Die Bedeutung jüdischer Kunst für die deutsche Kultur

Lange Zeit, teilweise bis ins ausgehende 20. Jahrhundert, war in der nichtjüdischen und auch jüdischen Bevölkerung die Meinung vorherrschend, dass Juden1 kaum namhafte Maler, Bildhauer oder Architekten hervorgebracht hätten. Diese Ansicht vertraten selbst Gelehrte und (Kunst-)Historiker. Juden galten als ein »Volk des Buches«, und nach Heinrich Heine (1796–1856) bestand deren Beitrag zur allgemeinen Kultur in der Literatur, zumal in der Verbreitung der Bibel. Kultur und Gedächtnis Klaus Hödl Verlag Ferdinand Schöningh http://www.new-ebooks.de/ebooks/23525 Auch von einer speziell jüdischen Kunst könne bestenfalls auf religiösem Gebiet, bei der Herstellung von Zeremonialgegenständen, gesprochen werden. Selbst die Jewish Encyclopaedia aus dem Jahre 1902 zweifelt an der Existenz einer eigenständigen jüdischen Kunst. Der Grund für das vermeintliche Unvermögen der Juden, künstlerisch tätig zu sein, wurde einerseits in ihrer...

Religionsfreiheit und Kirche - Politik - Rechtsethik - Theologie

Der Staat sieht die cura religionis nicht mehr als seine Aufgabe an, beschränkt seine potestas bewusst auf die temporalia, mithin auf die Gemeinwohlfunktion, ermöglicht jedoch durch die Anerkennung und Umsetzung des Rechts auf Religionsfreiheit Religionsgemeinschaften im Allgemeinen und damit der Kirche bzw. den Kirchen im Besonderen, ihren genuin religiösen bzw. religiös begründeten Aufgaben nachzukommen. Politik - Rechtsethik - Theologie Religionsfreiheit und Kirche Dieter Witschen Verlag Ferdinand Schöningh http://www.new-ebooks.de/ebooks/23524 Zum anderen begreift sich die Kirche, insofern sie sich dem Auftrag zur (politisch-gesellschaftlichen) Diakonie verpflichtet weiß, gleichsam als eine unter den zahlreichen nicht-staatlichen Menschenrechtsorganisationen.3 Signifikant ist für diese ein spezifisches Profil im Sinne einer Konzentration auf eingegrenzte Aufgabenfelder. Es liegt nahe, die ureigene Aufgabe der Kirche im Einsatz...

Praxis und Theorie einer elementaren Lernform

Dieses Buch hat eine lange, persönliche Geschichte. Sie beginnt mit vielen Erfahrungen aus meiner eigenen Praxis des Übens im Alltag, Musik, Sport und Wissenschaft, lange vor meiner Tätigkeit als Lehrer, Hochschullehrer und Ausbilder im Lehramt. Ich merkte bald: Beim Üben geht es um’s Können und um’s bessere Können. Die Übung ist ein faszinierendes Phänomen, eine gleichermaßen elementare wie komplexe Lernform und eine kulturelle und soziale Praxis – man denke nur an die meditativen Übungen des Zen, die antiken Askesen, die christlichen Exerzitien oder das militärische Exerzieren. Pädagogische Übung Praxis und...

Kulturelle Dynamik bei der Enstehung von Mehrheitsentscheidungen

Unsere Kultur verabschiedet sich grußlos von der Mehrheitsentscheidung. Staatliche wie suprastaatliche Organe haben sich aufs Aushandeln verlegt, vermeiden zunehmend das Abstimmen. Was bedeutet dieser Abschied politisch? Und was bedeutet er kulturell? Das Mehrheitsprinzip macht alle Teilnehmer zu Gleichen: Egal ob jemand gebildet oder ungebildet ist, hochgewachsen oder klein, dick oder dünn, egal welcher religiösen oder ethnischen Gruppierung man angehört und welchen sozialen, ökonomischen, sexuellen und familialen Status man einnimmt, die abgegebene Stimme zählt absolut gleich. Dieses Prinzip reduziert alle Mitentscheider zu...

Die Deutschlandpolitik der Regierung Bush/Baker als Faktor amerikanischen Machterhalts

Die Deutschlandpolitik der Regierung Bush/Baker wurde zum erstenmal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dem nachfolgenden Beginn des Kalten Krieges und der daraus resultierenden Teilung Deutschlands von einer amerikanischen Administration unter prinzipiell veränderten weltund europapolitischen Rahmenbedingungen betrieben. Denn sie fiel zusammen mit dem Ende des Ost-West-Konflikts 1989/90, welches die Teilung Europas aufhob und die Einigung Deutschlands ermöglichte. Während des Kalten Krieges waren die Amerikaner als Sicherheitsmacht in Europa geblieben, um eine dauerhafte Friedensordnung zu errichten. Partner in der Führung Die...

Geburt eines Imperiums: Scientology

Das Heilsversprechen der Scientologen lautet in schlichter Einfalt und stiller Größe im Originalton: »Seit Tausenden von Jahren haben Menschen den Zustand vollkommener geistiger Befreiung vom endlosen Zyklus der Geburt und des Todes gesucht und haben die eigene Unsterblichkeit gesucht, einschließlich vollständigen Bewußtseins, Erinnerungen und Fähigkeit, als ein vom Fleische unabhängiger Geist zu existieren. … Wir nennen diesen Zustand ›Operierender Thetan‹ … Die Definition des Zustandes Operierender Thetan ist ›wissentlich und willentlich Ursache über Leben, Gedanken, Materie, Energie, Raum und Zeit‹«. Scientology Geburt...

Wehrmacht und Besatzungsherrschaft im Russischen Nordwesten 1941 - 1944

»Der Krieg ist nichts als die Fortsetzung der politischen Bestrebungen mit veränderten Mitteln. [...] Durch diesen Grundsatz wird die ganze Kriegsgeschichte verständlich, ohne ihn ist alles voll der größten Absurdität.« Mit diesen Sätzen umriss Carl von Clausewitz im Jahre 1827 sein Verständnis vom Krieg als historisches Phänomen. Er wandte sich damit gegen die zu seiner Zeit und leider auch später weit verbreitete Auffassung, wonach die Geschichte der Kriege in erster Linie aus militärischen Operationen, aus Logistik, Gefechten und Schlachten, aus den Prinzipien von Strategie und Taktik bestünde. Für Clausewitz war Krieg...

Inhalt abgleichen